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Temporärstelle als Chance?

Bevorzugst du eine Dauerstelle gegenüber einer Temporäranstelle? Dann verpasst du vielleicht eine spannende Chance auf dem Arbeitsmarkt. Erfahre hier warum.
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Sina Fehr

03.10.2022

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5 min Lesezeit

Temporärstelle – «Nein danke!»

Während der Suche nach einer passenden Stelle stossen Arbeitnehmende häufig auf die Möglichkeit, über einen Personalvermittler temporär angestellt zu werden. Dabei wissen viele nicht genau, was Temporärarbeit im Einzelnen bedeutet. Gerade Stellensuchende, die bis anhin ausschliesslich in Festanstellungen tätig waren, sind über das Arbeitsmodell der temporären Anstellung teilweise unzureichend informiert. Vorurteile und fehlende Kenntnisse können dazu führen, dass Stellensuchende der Temporärarbeit auch heute noch kritisch gegenüberstehen. So kommt es vor, dass ich als Filialleiter der Universal-Job AG in Rapperswil Sätze höre, wie beispielsweise: >Ich bin offen für eine Festanstellung, eine Temporärstelle kommt für mich aber nicht in Frage.

Woher kommt dieses Misstrauen gegenüber der Temporärarbeit? Dieser Beitrag zielt darauf ab, das Modell der temporären Anstellung zu erläutern und mit veralteten Vorurteilen aufzuräumen. Zu diesem Zweck wird auf die Entwicklung der Temporärarbeit in den vergangenen Jahren eingegangen und es werden ihre Vor- und Nachteile genannt. Schliesslich zeigt der Beitrag die sich aus einer Temporäranstellung ergebenden Chancen auf und soll damit dazu beitragen, dass Stellensuchende ihr mulmiges Gefühl gegenüber der Temporärarbeit in Zukunft endgültig beiseitelegen können.

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Temporärarbeit früher und heute

Beim Personalverleih wird der Arbeitnehmende bei einem Personalvermittler angestellt und hat in der Folge temporäre Einsätze, d.h. wechselnde und zeitlich begrenzte Einsätze bei verschiedenen Arbeitgebern. Wie erwähnt, wird das Modell der temporären Anstellung teilweise auch heute noch in eine negative Schublade gesteckt. Das rührt wohl daher, dass die arbeitsrechtlichen Standards für Temporärstellen früher nicht immer im gleichen Masse umgesetzt wurden. So kam es beispielsweise vor, dass einige Personalvermittler tiefere Löhne an Arbeitnehmende ausbezahlten, um ihren eigenen Verdienst hoch zu halten. Spätestens seit der Einführung des Gesamtarbeitsvertrags Personalverleih (GAV Personalverleih) im Jahre 2012 ist ein solches Vorgehen nicht mehr möglich.

Mit dem GAV Personalverleih wurden arbeitsrechtliche Konditionen für alle schweizerischen Personaldienstleister ausgehandelt. Dabei wurden für temporäre Mitarbeitende Mindestlöhne eingeführt und es wurden Regelungen betreffend Überzeitzuschläge, berufliche Vorsorge, Krankentaggeldleistungen usw. für allgemeinverbindlich erklärt. Dies führte dazu, dass temporäre Mitarbeitende gegenüber Festangestellten heute weitgehend gleich, wenn nicht sogar bessergestellt sind. Wie erwähnt, gilt für Temporärangestellte ein Mindestlohn und es werden zwingend Überzeitzuschläge ausbezahlt, was bei Festangestellten nicht der Fall ist. Daneben geniessen Temporärangestellte einen starken Schutz, indem sie als Angestellte dem Arbeits- und Sozialversicherungsrecht unterstehen.

Temporärstelle – Vorteile und Nachteile

Als Argument gegen eine temporäre Anstellung wird von Stellensuchenden regelmässig die Kürze der Arbeitseinsätze genannt. Geäussert werden in diesem Zusammenhang die Bedenken, nach dem befristeten Einsatz wieder am Anfang des schwerfälligen Bewerbungsprozesses zu stehen und von vorne beginnen zu müssen. Aus meiner Sicht erscheinen diese Einwände aufgrund folgender Erwägungen als unbegründet:

Temporärarbeit bietet die Möglichkeit, abwechslungsweise in verschiedenen Unternehmen zu arbeiten. Durch den Blick hinter die Kulissen sammelt der Arbeitnehmende Arbeitserfahrung und vertieft sein Wissen in unterschiedlichen Bereichen. Entsprechend kann eine temporäre Anstellung auch als Überbrückung genutzt werden, bis eine Festanstellung angetreten wird. Mit Beginn des befristeten Einsatzes eröffnet sich für den Arbeitnehmenden die Möglichkeit, in diesem oder in einem anderen Unternehmen Fuss zu fassen. Immer wieder kommt es vor, dass zufriedene Arbeitgeber dem Arbeitnehmenden nach Ablauf des temporären Arbeitsverhältnisses eine Festanstellung anbieten. Daneben ermöglicht die Temporärarbeit dem Arbeitnehmenden Flexibilität im Beruf und den Spielraum, neue Herausforderungen anzutreten.

Natürlich bedingen diese Konditionen, dass der temporäre Arbeitnehmende bereit ist, neue Unternehmen kennenzulernen und Arbeitserfahrung in verschiedenen Bereichen zu sammeln. Während des Prozesses wird der Arbeitnehmende vom Personaldienstleister aber nicht alleingelassen; die universaljob unterstützt den Arbeitnehmenden auf der Suche nach einer passenden Stelle und steht ihm vor, während und nach dem gesamten Bewerbungsprozess zur Seite.

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Was ist das Try & Hire-Modell?

Im Gegensatz zu temporären Anstellungen, die nach Ablauf der festgelegten Einsatzdauer automatisch enden, arbeiten heute viele Kundenunternehmen mit dem sogenannten «Try & Hire»-Modell. Dieses ist darauf ausgelegt, dass es zwischen dem Arbeitnehmenden und dem Unternehmen nach einer dreimonatigen Testphase zu einer Festanstellung kommt.

Kundenunternehmen wenden das Try & Hire-Modell häufig an, um einerseits Zeit bei der Suche nach passenden Arbeitskräften einzusparen und andererseits die Übernahme zur Festanstellung nach Ablauf der dreimonatigen Frist sauber vorbereiten zu können. Es ist für die Kundenunternehmen somit deutlich einfacher, Arbeitnehmende während der ersten drei Monate über einen Personalvermittler zu beschäftigen.

In Bezug auf das Try & Hire-Modell äussern Arbeitnehmende teilweise die Bedenken, eine temporäre Anstellung anstelle einer Festanstellung anzutreten berge gewisse Risiken. Diese Überlegung ist nachvollziehbar, ist aber nicht ganz zu Ende gedacht; auch bei der Festanstellung gibt es im Normalfall eine dreimonatige Probezeit während der innert Wochenfrist gekündigt werden kann. Entsprechend führt die Dreimonatsfrist des Try & Hire-Modells zu keinem Nachteil gegenüber der Festanstellung. Dazu kommt der Vorteil für den temporären Arbeitnehmenden, dass viele Unternehmen ihre Try & Hire-Stellen nicht öffentlich ausschreiben, sondern diese direkt über die Personaldienstleister vergeben.

Temporäre Jobs bei Hochqualifizierten im Trend

Eine Studie von swissstaffing aus dem Jahr 2020 zeigt, dass sich heute immer mehr auch hochqualifizierte Arbeitnehmende für ein temporäres Arbeitsverhältnis entscheiden. Als Hauptmotivation von Hochqualifizierten, temporär zu arbeiten, wurden die Begriffe Flexibilität, Arbeitsmarktintegration und soziale Absicherung genannt.

Aber nicht nur bei den Arbeitnehmenden, auch bei Unternehmen ist ein Trend hin zu mehr temporären Anstellungsverhältnissen zu beobachten. Schweizer Unternehmen stellen in jüngster Zeit vermehrt temporäre Arbeitskräfte ein, um die durch den Fachkräftemangel entstandenen Lücken zu füllen und Spezialfachwissen ins Unternehmen bringen. Daneben gibt es aus Unternehmensperspektive folgende weitere Gründe, die für ein starkes Wachstumspotential von Temporärarbeitsverhältnissen sprechen:

  • Es gibt immer mehr befristete Projekte, welche temporär abgedeckt werden können;
  • die Wirtschaft ist immer dynamischer, spontane Grossaufträge sind keine Seltenheit;
  • einfache Überbrückung bei krankheits- oder unfallbedingter Abwesenheit;
  • rasch verfügbare zusätzliche Unterstützung.

Fazit: Geben Sie Temporärstellen eine Chance

Es gibt damit zahlreiche Gründe, die für einen temporären Job sprechen. Einerseits gewährleistet der auf Temporärarbeitsverhältnisse anwendbare GAV Personalverleih arbeitnehmerfreundliche Konditionen, indem er etwa durch die Festlegung von Mindestlöhnen und Überzeitzuschlägen eine hohe soziale Absicherung garantiert. Andererseits bietet ein temporärer Job unter anderem eine vereinfachte Arbeitsmarktintegration, ermöglicht mehr Flexibilität im Beruf und sorgt für einen vereinfachten Übergang zur Festanstellung.

Schlussendlich liegt die Entscheidung für eine Temporärstelle aber natürlich beim einzelnen Arbeitnehmenden. Persönlich möchte ich den Lesern dieses Beitrags folgendes mit auf den Weg geben: Seien Sie offen für Neues, bleiben Sie flexibel und nutzen Sie Ihre Gelegenheiten – der Start in einem temporären Job bietet neue Chancen.

Über den Author

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Sina Fehr

Marketing & Kommunikation

Sina ist Marketing Managerin bei universaljob und bloggt hier über Themen rund um Karriere, HR-Prozesse, Digitalisierung und Personalvermittlung. Du folgst uns auf LinkedIn, TikTok, Facebook und Instagram? Dort erfährst du mehr über universaljob als Arbeitgeber oder bekommst Tipps für deine Bewerbung.